Aromawerke

Vor der Industrialisierung war Leipzig noch in den mittelalterlichen Stadtgrenzen belegen. Es gab weder eine von der Stadtverwaltung ausgehende Stadtentwicklung noch ein bankgestütztes Finanzwesen, welches Kommunen oder Unternehmen bei größeren Baumaßnahmen finanziert hätte. An diese Stellen traten in Leipzig eine ganze Reihe von wohlhabenden Bürgern und gestalteten die Stadt so, wie wir sie heute kennen. Ihre Namen finden wir allenthalben im Stadtplan wieder: J.M. Albert Dufour, Carl Lampe, Wilhelm Seyfferth, F.D. Grassi um nur einige zu nennen und allen voran Dr. Carl. E. Heine als Ideengeber und tätiger Unternehmer. Sie leisteten neben der eigenen unternehmerischen Tätigkeit in der Zeit nur einer Generation nicht Wiederholbares: Die Trockenlegung der Pleiße- und Elster-Auen, die Aufbau des Kanalsystems und der Brücken, die Umlegung der Flüsse, die Errichtung der Stadtviertel Westvorstadt, Musikviertel, Bachviertel, Plagwitz, Lindenau und Schleußig, die Gründung der ersten deutschen Eisenbahngesellschaften und Bankinstitute. Und neben all diesem Wirken trafen sie sich fast täglich am Abend im Theater und unterstützen kirchennahe Vereine, die sich caritativ um die Pflege von Familien und Kindern kümmerten.

Am Rande seiner eigenen Stadtentwicklung betrieb Heine ein Waschhaus für die Mieter seine Häuser. Dieses stattete er ab ca. 1850 mit einem Dampfkessel aus, den er aus Britannien einführte. Den Dampfüberschuss nutzte er schon, um aus den vielfältigen Kräutern der Leipziger Auen (Minze, Fenchel, Kümmel, Rosen, Rosengeranien, Lorbeer, Rosmarin, Salbei, Robinie, Mädesüss, u.v.m.) ätherische Öle zu gewinnen und als natürliche Aromen der entstehenden Kosmetik-, Medizin- und Lebensmittelindustrie anzubieten. Seinen Mitarbeiter Otto Steche machte er 1859 zum Teilinhaber und firmierte als Heine & Co AG. 1869/70 wurden die Waschhäuser zurückgebaut und die Liegenschaft so erstellt, wie sie heute noch daliegt. Das Unternehmen kaufte und verkaufte weltweit und unterhielt Niederlassungen in New York, Kalkutta und Rio de Janeiro. Obwohl im Krieg schwer getroffen, öffnete die Leipziger Fabrik schon bald wieder die Tore. Bis ca. 1994 wurde der historische Betriebszweck fortgesetzt und danach wurde ausgegründet, verkauft und verlegt. Bis zuletzt wurden natürliche Aromen destilliert und als fertige Mischungen für die Lebensmittel-, Getränke- und Milchindustrie vermarktet. Viele Produkte, wie zum Beispiel Cola-Getränke, wurden auch im Westen erfolgreich vermarktet, denn hier stand seit ca. 1920 eine der wenigen Cola-Nuss-Blasen weltweit.